SANIERUNG - Burg Runkel

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Sanierung Burg Runkel
Stadt Runkel, Kreis Limburg-Weilburg


Baubeschreibung

Die noch weitgehend unerforschte Anlage mit einem sehr umfangreichem Baubestand aus mindestens 8 Jahrhunderten bildet ein Gesamtdenkmal von nationalem Rang. Sie gliedert sich in die mittelalterliche Ruine der Kernburg, deren mächtige Baumasse den historischen Ortskern zwischen der Lahn und dem steilen Burgfelsen malerisch einzwängt, und in die rückwärtig anschließende, aus zwei Höfen mit drei Querbauten bestehende Unterburg. Die Wohnbauten bergen mannigfaltige Ausstattungsdetails mit hohem Denkmalwert von der Gotik bis zum Barock. Ein Teil der Anlage ist noch bewohnt oder dient als Museum; beträchtliche Teile sind jedoch ungenutzt und stehen leer.




Sanierungsanlass


Eine große Herausforderung stellte die Sanierung des schadhaften Mauerwerks an der Kernburg dar, das besonders an den Wetterseiten und an den ausgesetzten Türmen starke Schäden aufwies. Einzelne Steine am Bergfried drohten hier direkt vom Burgfelsen in die Hauptstraße des Ortes hinabzustürzen. Der steile Felsabsturz an der Lahnseite und die schmale Zufahrt in den inneren Burghof stellten dabei hohe Anforderungen an die Baustelleneinrichtung und Logistik dar; der Materialtransport konnte vielfach nur mühsam von Hand geschehen. Während an vielen Stellen die Mörtelfugen komplett ausgewaschen waren, gab es andererseits auch viele Bereiche, die unsachgemäß mit Zementmörtel nachverfugt wurden. Die unterschiedlichen Härtegrade des Mörtels und des schneller abwitternden Natursteins führten dazu, dass die Zementfugen ohne Verband netzartig vor dem Mauerwerk standen.


Die Dacheindeckung an den Gebäuden der Unterburg befindet sich durchweg in einem sehr schlechten Zustand. Eine komplette Neueindeckung der meisten Dächer ist daher unabdingbar, wobei der Umfang der Maßnahme mit beachtlichen Massen und Mengen beeindruckt. So weist die Burg allein rund 2.400 m² Dachflächen mit 67 Kleingauben, 16 Schornsteinen und über 1000 laufenden Metern an Kehlen, Graten und Traufen auf. Sämtliche Wohnbauten der Unterburg stellen sich heute steinsichtig dar; der ehemals vorhandene, schützende Außenputz hat sich nur an wenigen Stellen erhalten. Zur langfristigen Sicherung des Mauerwerks muss nach der Instandsetzung wieder analog dem ursprünglichen Zustand ein Verputz aufgebracht werden, wobei allein der Umfang dieser Arbeiten rund 2.800 m² Fassadenflächen umfasst.

Sanierungskonzept

Im 1. Bauabschnitt 2006 wurden die lahnseitigen Außenmauern der Kernburg saniert. Die Verfugung des Mauerwerks erfolgte durch Druckvermörtelung im Trockenspritzverfahren. Dieses Verfahren wurde wegen der hohen Festigkeit gewählt, da die schwer zugänglichen Bereiche eine möglichst langlebige Verfugung erhalten sollten.

Für die Arbeiten war ein aufwändiges, 48 Meter hohes Baugerüst zu erstellen. Allein an Material wurden rund 2 km Gerüststangen und rund 2500 Kupplungen mit einem Gesamtgewicht von über 200 Tonnen verarbeitet. Aufgrund der mangelnden Tragfähigkeit des brüchigen Felsens musste die 16 Meter hohe Arbeitsplattform durch 6 Sohlenanker mit einer 3 Meter tiefen Bohrung gesichert werden.

2007 erfolgte die Mauerwerksinstandsetzung der Schildmauern und der zum Hof liegenden Teile von Palas und Nordturm. Wegen der geschützten Lage hatten sich hier zahlreiche Altmörtel des 14. Jh. erhalten. Daher wurde die Verfugung von Hand vorgenommen und die noch vorhandenen Reste des alten Außenputzes restauratorisch gesichert.

Der 3. Bauabschnitt 2008 beinhaltete die Instandsetzung des äußeren Torbaus. Dessen mittelalterlicher Kern wurde im 18. Jahrhundert durch einen Anbau erweitert und mit einem einheitlichen Dachstuhl versehen. Die aus den Zwanziger Jahren stammende Dacheindeckung wurde mit deutschem Moselschiefer in einer kleinteiligen Schuppenschablonendeckung erneuert. Dabei wurden die meisten der größtenteils irreparabel geschädigten Gauben zurückgebaut. Nur an der Hofseite erfolgte eine Reparatur der am besten erhaltenen Gauben. Teile der charakteristischen Flachschnitzereien waren im Zuge der Instandsetzung nachzuschnitzen. Die Außenfassade erhielt einen neue Farbfassung, wobei der vorhandene Kalkputz des späten 19. Jahrhunderts erhalten blieb.



Der 4. Bauabschnitt 2010 beinhaltete die Instandsetzung des Dachstuhles und der Dacheindeckung von Innerem Torbau und vom Ruinenteil des „Gotischen Baus“ und dessen Anbau. Am inneren Torbau wurde zudem der Wandabschnitt zur Feldseite mit einem Kalkputz beworfen, dessen Rezeptur und Zuschläge in mühsamer Kleinarbeit zusammen gestellt wurde. Entscheidendes Kriterium war die natürliche Farbwirkung des Putzes, da weder ein Anstrich noch eine Pigmentierung erwünscht war. Letztendlich konnte der geeignete rote Sand in den nahe gelegenen Steedener Brüchen ausfindig gemacht werden, sodass die Sondermischung des Kalkputzes im dortigen Kalkwerk hergestellt werden konnte. Der Putz wird für die folgenden Sanierungsjahre bei allen weiteren Putzen an der Burg verwendet.



Sowohl am Dachstuhl des Ruinenteils als auch am Anbau des gotischen Baus waren zahlreiche Holzbauteile auszutauschen. Dazu zählten Mauerlatten, Schwellen, Aufschieblinge sowie zahlreiche Sparren und Deckenbalken. Teilweise waren die Mauerkronen neu aufzumauern. Auch hier gestalteten sich die Gerüstbauarbeiten äußerst schwierig. Im überdachten Ruinenteil musste als Absturzsicherung ein weiteres, die Dachfläche durchstoßendes Schutzgerüst errichtet werden.



Bauherr: Fürstlich Wiedsche Rentkammer
Baukosten: geschätzt: 2.000.000 €
Sanierung in 10 Bauabschnitten 2006 bis 2016
Zuschüsse: Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die Bundesregierung - Förderprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“
Information: www.burg-runkel.de

Architekturbüro Stephan Dreier  Architekten in der Baudenkmalpflege
65611 Brechen-Niederbrechen

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